Wenn die Familie das Unternehmen führt, stellt sich die Frage nach dem für Familie und Unternehmen „richtigen“ Führungsmodell. In diesem Blog stelle ich die klassischen Ansätze und das Hybridmodell vor und beschreibe am Beispiel von Familie Blume, wie diese Modelle die Beziehungen und Rollen innerhalb der drei Systeme Familie, Unternehmen und Gesellschafterkreis strukturieren und lenken können.

Patriarchalisches Modell

In diesem Modell übernimmt in der Regel ein Familienmitglied die zentrale operative Führung, häufig der Gründer oder ein älteres Familienmitglied. Diese Person trifft die meisten Entscheidungen und hat die größte Kontrolle über das Unternehmen. Dieser Ansatz wird in nachfolgenden Generation oftmals fortgesetzt: Die Familie ist es gewohnt, dass es einen Hauptverantwortlichen gibt, auch wenn die Nachfolge zu zweit oder sogar zu dritt angetreten wird. Dies hat ja auch eindeutige Vorteile: Klare Führung, schnelle Entscheidungsfindung. Dieses eher dominante Führungsmodell kann jedoch Spannungen zwischen den Systemen Familie und Unternehmen erzeugen, gerade dann, wenn weitere Familienmitglieder im Unternehmen tätig sind oder Anteile besitzen und mehr Mitspracherecht einfordern.

Partnerschaftsmodell

Hier teilen sich mehrere Familienmitglieder die Führungsrolle zum Beispiel in einer Doppelspitze, oft Geschwister oder Cousins. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, und die Verantwortung wird geteilt. Der größte Vorteil dieses Modells ist, dass es die Stärken der Personen fördert und kompetenzbasiert aufgebaut ist. Daraus kann sich ein intensiver Zusammenhalt ergeben. Wird der partnerschaftliche Ansatz auf das Gesamtsystem übertragen, ist diese Form der Führung ideal, um die Schnittstellen zwischen den Systemen Familie, Unternehmen und Gesellschafter zu harmonisieren. Die Herausforderungen liegen klar auf der Hand: Wenn unterschiedliche Visionen und Führungsstile aufeinander treffen, gilt es diese gut zu balancieren, damit es nicht zu Konflikten kommt.

Geteilte Führung mit externer Unterstützung

Bei dieser Variante wird die Führung zwischen Familienmitgliedern und externen Managern aufgeteilt. Die Familie behält die Kontrolle über strategische Entscheidungen, während operative Aufgaben von professionellen Managern übernommen werden. Der Vorteil dieses Modells ist eindeutig, dass externe Expertise in die operative Unternehmensführung gebracht wird, die Familie und Unternehmen bereichert. Die aus diesem Modell resultierende klare Abgrenzung zwischen den Familie und Unternehmen sorgt für eine professionelle Distanz und objektive Entscheidungsfindung. Gleichzeitig liegt die Herausforderung liegt darin, die richtige Balance zwischen familiären Werten und Management zu finden und täglich aktiv umzusetzen. 

Hybridmodelle

Neben diesen klassischen Formen haben sich in der Praxis unterschiedlich ausgeformte Hybridmodelle etabliert. Durch die geschickte Kombination von patriarchalischen, partnerschaftlichen und professionellen Managementelementen entsteht ein Führungssystem, das auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens und der Familie zugeschnitten ist. Sie verbinden das Beste aus verschiedenen Welten.

Ein Beispiel: Unternehmerfamilie Blume

Firma Blume & Co. ist ein traditionsreiches Familienunternehmen im Maschinenbau in der 3. Generation. Aktuell wird das Unternehmen von den Geschwistern Laura und Felix Blume geführt, die als Doppelspitze agieren. Neben ihnen gibt es weitere Familienmitglieder, die Gesellschafter sind, aber nicht im operativen Geschäft tätig sind: Sabine und Thomas Blume. Sabine, die Mutter von Laura und Felix, gehört zur zweiten Generation und hält noch einen bedeutenden Anteil am Unternehmen. Sie war früher aktiv im Unternehmen tätig, hat sich inzwischen weitestgehend zurückgezogen. Thomas ist der Cousin von Laura und Felix aus der dritten Generation und ist ebenfalls Gesellschafter, arbeitet jedoch in einem anderen Berufsfeld und hat keine operative Rolle im Unternehmen. 

Laura und Felix haben das Unternehmen in den letzten Jahren erfolgreich als Doppelspitze geführt. Doch aufgrund des zunehmenden Wettbewerbsdrucks und der Komplexität internationaler Märkte wird es immer herausfordernder, alle operativen und strategischen Aufgaben allein zu bewältigen. Gleichzeitig gibt es im Gesellschafterkreis unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Unternehmen weitergeführt werden sollte. Insbesondere die ältere Generation, vertreten durch ihre Mutter Sabine Blume, möchte die familiäre Tradition in der Führung bewahren, während Thomas Blume den Einsatz externer Expertise befürwortet.

So funktioniert das hybride Führungsmodell bei Firma Blume & Co.

Um die verschiedenen Anforderungen und Erwartungen zu erfüllen, entwickelt Firma Blume ein hybrides Führungsmodell, das Elemente aus dem patriarchalischen Modell, dem Partnerschaftsmodell und dem Modell mit externer Unterstützung kombiniert.

  • Patriarchalische Elemente: Strategische Führung durch die Familie
    Sabine Blume, als Vertreterin der älteren Generation und erfahrene Unternehmerin, übernimmt eine beratende Rolle bei strategischen Fragestellungen. Sie bringt ihre langjährige Erfahrung ein und sorgt dafür, dass die Familientraditionen und Werte in strategische Entscheidungen einfließen.
  • Partnerschaftsmodell: Operative Führung durch Laura und Felix
    Laura und Felix bleiben die operativen Leiter des Unternehmens. Sie teilen sich die Verantwortung nach ihren jeweiligen Stärken – Laura führt die technische Entwicklung und Produktion, während Felix Vertrieb, Marketing und Finanzen leitet. Die beiden arbeiten eng zusammen und treffen wichtige operative Entscheidungen im Konsens.
  • Externe Unterstützung: Professionalisierung durch externe Manager
    Um das Unternehmen weiter zu professionalisieren und international zu expandieren, wird ein externer CFO eingestellt. Dieser kümmert sich um das Finanzmanagement und die internationalen Investitionen, bringt objektives Know-how ein und entlastet Felix in diesem Bereich. Er wird eng in die Führung integriert, arbeitet direkt mit Laura und Felix zusammen und berichtet an sie. Dadurch bleibt die familiäre Kontrolle erhalten, während externe Expertise genutzt wird.
So meistert Familie Blume die Herausforderungen
  • Einbindung der Gesellschafter: Transparente Kommunikation und Mitbestimmung
    Alle wichtigen strategischen Entscheidungen werden in der Gesellschafterversammlung vorgestellt und diskutiert. Hier bringen Sabine und Thomas ihre Perspektiven ein. Laura und Felix sorgen für eine transparente Informationspolitik, so dass die Gesellschafter zwischen den Treffen über die Entwicklung des Unternehmens informiert sind.
  • Moderne Entscheidungsverfahren: Systemisches Konsensieren (Mit einem Klick zu mehr Infos dazu)
    Bei kontrovers bewerteten strategischen Weichenstellungen, beispielsweise ob ein riskantes internationales Projekt gestartet werden soll, nutzt Familie Blume einen klar strukturierten Prozess, um zu Lösungen zu kommen. Die Entscheidung wird nicht durch einfachen Mehrheitsbeschluss, sondern durch umfassende Diskussion und die Erkundung von Widerständen erarbeitet, um die Einheit der Familie und des Unternehmens zu wahren.
  • Vermeidung von Konflikten: Klare Rollen und Verantwortungen
    Laura und Felix respektieren und schätzen die Hinweise und Ansichten der älteren Generation sowie des passiven Gesellschafters Thomas. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass sie die operative Verantwortung tragen und daher bei operativen Entscheidungen die letzte Entscheidungskompetenz haben.
  • Langfristige Perspektive: Die Nachfolge im Blick
    Laura und Felix planen langfristig. Dabei beziehen sie neben den eigenen auch die Kinder von Thomas mit ein, um frühzeitig Interesse am und Engagement im Unternehmen zu fördern. Sie bieten Praktika oder Ausbildungsplätze an, um ein tieferes Verständnis für das Geschäft zu entwickeln. 
  • Generationen übergreifender Zusammenhalt: Familientage
    Sabine übernimmt die Rolle der „Familienkümmerin“ zu. Sie organisiert einmal im Jahr einen Unternehmerfamilien-Tag, an dem alle Angehörigen, deren Partner und die kommende vierte Generation im Unternehmen zusammen kommen mit dem Ziel, den Zusammenhalt in der wachsenden Unternehmerfamilie zu fördern.
Fazit

Dieses Beispiel zeigt, wie Familie Blume das Beste aus verschiedenen Führungsansätzen kombiniert und sich damit ideal auf die wachsende Komplexität in einer wachsenden Unternehmerfamilie einstellt. Sie verbindet die Erfahrung und das Wertebewusstsein der älteren Generation (patriarchalisch) mit der dynamischen operativen Führung durch die jüngere Generation (partnerschaftlich) und ergänzt dies durch externe Expertise. Durch klare Rollenverteilung und Kommunikation, die gezielte Einbindung der Beteiligten in strategische Entscheidungen, klare Kommunikation und Entscheidungsregeln und eine vorausschauende Planung gelingt es, sowohl den familiären Zusammenhalt als auch den geschäftlichen Erfolg langfristig zu sichern.

Du möchtest gemeinsam mit deiner Familie euer derzeitiges Führungsmodell überdenken? Bei dieser Fragestellung kann ich euch unterstützen! Buche hier ein kostenfreies Erstgespräch. Ich freue mich auf euch!

 

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