Wenn die Babyboomer – also die Jahrgänge 1955 bis 1969 – in den Ruhestand gehen, hinterlassen sie aller Voraussicht nach eine immense Lücke. Der aktuelle DIHK-Nachfolgereport wertet aus, dass die Zahl der beratungssuchenden und übergabewilligen Unternehmer in 2023 drei mal so hoch war, wie die Zahl der Nachfolgeinteressierten. Man könnte daraus schließen, dass nur noch wenige Unternehmerkinder dazu bereit sind, die Familienunternehmen dieser Generation weiter zu führen (Quelle DLF). 

Hohes Bewusstsein für die Neuausrichtung der Nachfolgefrage

Unabhängig davon, dass Familienunternehmer mit intakten Familienstrukturen eher selten Beratung bei den Handelskammern suchen, ist meine Wahrnehmung eine andere. In meiner Kohorte (Jahrgänge 1964-1968) erlebe ich ein hohes Bewusstsein für eine Neuausrichtung de Nachfolgefrage. Was ich damit meine? Ich erlebe Unternehmer und Unternehmerinnen im Alter von Mitte bis Ende 50, die große Freude daran haben, mit ihren 20-30 jährigen „Kindern“ gemeinsam das Unternehmen zu führen. Die es verstehen, die positiven Seiten und Stärken beider Generationen zu verbinden. Die sich jungen Menschen gegenüber sehen, die bestens ausgebildet sind und gleichzeitig eine hohe Kommunikations- und Beziehungskompetenz besitzen. Und die sich von der neuen Art des Miteinanders anstecken lassen, die die junge Generation ins Unternehmen bringt. 

Familienkonferenzen zur Klärung der Nachfolgefrage

Diese Unternehmer und Unternehmerinnen haben erkannt, dass es nicht ausreicht, allein die Sachfragen in den Gesprächen zu klären. Stattdessen haben sie die Kraft der intensiven Begegnungen in der Unternehmerfamilie kennen und schätzen gelernt, die entsteht, wenn alle Beteiligten – egal welchen Alters – sich auf Augenhöhe begegnen und sich als Menschen wertschätzen. Die ihre Angehörigen zu Familienkonferenzen einladen, weil sie wissen, dass jeder offene Dialograum zu einer positiven Entwicklung von Familie und Unternehmen beiträgt. Nachfolge ist für sie nicht der Wechsel der Führung, sondern ein immer währender Prozess, der nur von allen Beteiligten gemeinsam auf lange Sicht gemeistert werden kann. 

Ganz bestimmt sehe ich aus meiner Perspektive nur einen kleinen Teil der Wahrheit. Was ich will ist, diese Familien für ihre moderne Form des Miteinanders wertzuschätzen. Denn ich finde sie leisten über die Generationen hinweg großartiges für die Transformation unserer Gesellschaft. 

Danke, dass ich einige dieser Familien begleiten darf, wenn die Situation „anspruchsvoller“ wird. Und danke, dass ich diese Arbeit machen darf. 

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