Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Emotionale Konflikte bei der Nachfolge im Familienunternehmen.

Selten habe ich ein so interessiertes und mitgehendes Auditorium erlebt, wie bei der Veranstaltung der IHK Wolfsburg/Lüneburg am 12. März 24. Insbesondere die ZuhörerInnen, die gemeinsam mit einem Familienmitglied gekommen waren, lauschten intensiv und tauschten vielsagende Blicke… 

Im Gespräch anschließend erfuhr ich, wie sehr sie sich teilweise in meinen Impulsen wieder fanden:

  • Das Unternehmen sitzt immer mit am Tisch
    Das bestätigten einige meiner Teilnehmenden und beurteilten es zwiespältig. Was einerseits als positiv wahrgenommen wird – nämlich dass das Unternehmen so nah dran ist, wie zweites Zuhause – wird ebenso negativ betrachtet: das Unternehmen ist wie ein weiteres Familienmitglied und nimmt manchmal zu viel Raum ein.
  • Nachfolgende im Erwartungskarussel
    Ein junger Mann bestätigte dieses Gefühl: Er beschrieb, wie er sich vielfältigen Erwartungen gegenüber sieht, die sich teilweise widersprechen und nur selten dem entsprechen, was er selber will. Dies auszubalancieren ist neben dem Alltagsgeschäft sehr herausfordernd.
  • Innere Zweifel und Versagensangst
    Eine Nachfolgerin konnte diese Emotionen bestätigen. Insbesondere in ihrer Rolle als Mutter neben der Rolle als Nachfolgerin beschleicht sie oft die Angst, dem allen nicht gewachsen zu sein.
  • Nachfolgende im Identitätskonflikt
    Dieser Aspekt wurde zunächst kritisch hinterfragt, bis deutlich wurde, dass ein Unternehmen nur von Personen geführt werden können, die wissen wer sie sind, was sie wollen und sich klar dazu bekennen können.
  • Nachfolgende im Schatten der Vorgänger
    Diese unangenehme Situation schilderte ein Senior aus seiner Zeit als Nachfolger. Alles musste er so tun, wie der Vater es von ihm verlangte, stets wurde er an dessen Erfolgen gemessen. Erst nach dem endgültigen Austritt des Vater aus dem Unternehmen konnte dieser Nachfolger aus seinem Schatten heraus treten.
  • Übergeber in der Beschützerfalle
    Auch dieser Aspekt verursachte zunächst Stirnrunzeln: Bis deutlich wurde, dass die Übergebergeneration ihr Unternehmen und ihre Nachkommen/Kinder/Nachfolger beschützen wollen. Und damit heillos überfordert sind. Sie tun gut daran, die jungen Leute auch Fehler machen zu lassen und Verantwortung übernehmen zu lassen.
  • Clash der Kulturen im Unternehmen
    Damit meine ich ein unangenehmes Aufeinandertreffen von verschiedenen Einstellungen, wie das Unternehmen zu führen ist. Da stehen sich Tradition versus Innovation, Nachhaltigkeit versus Profitorientierung, patriarchale Führung versus Kooperation konträr gegenüber, bis beiden Generationen klar wird, dass sich nur in der Kombination etwas Gutes entwickeln kann.
  • Verunsicherungen in der Belegschaft
    Ängste und Verunsicherungen in der Mitarbeiterschaft können – zu spät wahrgenommen – eine Unternehmenskultur ernsthaft schädigen. Ein Teilnehmender berichtete von unklarer und verdeckter Kommunikation der Nachfolge und wie diese die Belegschaft sehr stark verunsicherte und damit den Einstieg des Juniors immens erschwerte.
  • Familiendynamik wie eine Achterbahnfahrt
    Damit kannten sich die meisten Teilnehmenden aus: Nachfolge macht was mit dem Familiengefüge. Alle Personen befinden sich in einer Art Ausnahmezustand, alle finden sich nach der Nachfolge in gänzlich anderen Rollen wieder als vor der Übergabe. Dies gilt es bewusst zu gestalten.
  • Innere Leere bei der Aussicht auf die Zeit danach
    Auf diesen Punkt sprang nur ein Teilnehmender an und gab zu, dass er keine Vorstellung davon hat, was er nach der Übergabe mit seinem Leben anfangen will. Doch dies ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen das Nachfolgeprozesses! Und das Loslassen der Senior-Generation.

Danke an die IHK und Kai Lührs und die Mitreferenten für die interessanten Impulse. Es war ein rundum gelungener Abend, zum Schluss noch mit leckerstem Finger-Food!

Weitere Veranstaltungen, an denen ich in der Vergangenheit als Rednerin oder Moderatorin teilgenommen habe, finden Sie hier.

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