Die Geschwister Elisa (38) und Manuel (40) sind bei mir im Führungscoaching. Sie führen als Doppelspitze gemeinsam das Familienunternehmen mit 120 Mitarbeitenden in der 3. Generation. Der Nachfolgeprozess wurde ein Jahr zuvor abgeschlossen, seit dem sind die beiden in alleiniger Führungsverantwortung.
Beide sind fachlich bestens ausgebildet und teilen sich die Unternehmensleitung in klassischer Weise: Elisa ist die kaufmännische Geschäftsführerin, Manuel ist für Technik und Vertrieb zuständig. Beide haben vor dem Eintritt ins Unternehmen unterschiedliche Führungserfahrungen gemacht, die sie nun in die eigene Firma einbringen. Dies erweist sich im Alltag zeitweise als schwierig, denn beide haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was gute Mitarbeiterführung ausmacht. Im Coaching wollen Sie genau daran arbeiten.
Führungsstile in der 4-Felder-Matrix
Im Gespräch wird deutlich, dass ihnen ihr eigener persönlicher Führungsstil nicht bewusst ist. Ich arbeite in diesem Fall gerne mit der 4-Felder Matrix: Richtet sich die Führung eher am Mitarbeitenden aus, seinen Fähigkeiten, Ressourcen und Bedürfnissen? Oder orientiert sich die Führung eher an den zu erreichenden Ergebnissen und der Erfüllung der Aufgaben?
Diese Matrix führt im Coaching zu interessanten Erkenntnissen. Die beiden beschreiben zunächst, wie sie ihren eigenen Stil einordnen. Sie malen eine „Wolke“ in die Matrix, die ihre bevorzugte Art des Führens beschreibt. Meist berührt diese Wolke mehrere Matrixfelder, einige werden fast von ihre bedeckt, andere wiederum nur marginal berührt. Nur selten habe ich Menschen erlebt, die explizit in einem Stil folgen.
So ist es auch hier: Elisa beschreibt ihren Stil als kooperativ, sie fordert und fördert und legt viel Wert auf Feedback. Ihre Wolke berührt auch zu einem großen Teil das Feld „Kumpelart“, denn sie möchte niemandem zu nahe treten und achtet immer sehr bewusst darauf, Harmonie zu bewahren. Elisa ist in ihrem Führungsfokus auf den Mitarbeitenden und sein Wohlbefinden konzentriert.
Manuels Wolke hat ihren Hauptteil ebenso im Führungsstil „Fordern, Fördern und Feedback“. Zu einem großen Teil berührt sein Stil auch das Feld „Befehl und Gehorsam“. Ihm ist wichtig, dass die Aufgaben zeitlich pünktlich und ordnungsgemäß erledigt werden. Sein Fokus liegt auf dem zu erbringenden Ergebnis.
Führungsverhalten
Beide reflektieren ihre Führungsstile miteinander und stellen fest, dass es hier kein Richtig und Falsch geben kann. Denn für eine Unternehmensführung sind beide Qualitäten – Mitarbeiter- und Ergebnisorientierung – notwendig. Spannend wird es zum Abschluss das Coachings. Sie geben sich gegenseitig Feedback. Elisa malt Manuels Wolke mit einem eindeutigen Schwerpunkt in das untere rechte Feld: Sie nimmt ihren Bruder überwiegend streng wahr. Sie weiß, dass er eine kooperative Grundhaltung hat, die jedoch oft von klaren Ansagen überlagert wird. Manuel spiegelt seiner Schwester eine Tendenz zurück, die Dinge Laufen zu lassen und zu wenig mit Klarheit durchzugreifen.
Ihnen wird bewusst, dass das vom Anderen zurückgespiegelte Führungsverhalten meist dann auftritt, wenn sie sich unsicher fühlen und die aktuelle Situation sie stresst. Eher selten entscheiden Sie sich bewusst dafür, von ihrem Stil abzuweichen, weil der Umgang mit einem Mitarbeitenden dies erfordert.
Sie nehmen die Feedbacks mit in ihren Alltag und beginnen, sich selber besser wahrzunehmen, den anderen besser zu verstehen und sich selber besser zu führen. Und sie nehmen sich vor, Ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung bezüglich ihres Führungsverhaltens regelmäßig abzugleichen.
Du willst dich mehr mit euch und eurer Doppelspitze beschäftigen? In diesen Beitrag in der Wirtschaftswoche Nr. 6/2025 findest du mehr zu diesem Thema.
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