Du nimmst im Familienunternehmen täglich unterschiedliche Rollen ein. In meiner täglichen Arbeit mit Unternehmerfamilien begegnen mir regelmäßig folgende Fragestellungen insbesondere von der jüngeren Generation: Wie kann ich aktiv mit diesen verschiedenen Rollen umgehen? Wie kann ich diese klar in verschiedenen Zusammenhängen einsetzen? Wie bewusst meine Rollen ausgestalten?

Coaching- Beispiel gibt Antworten auf deine Fragen

Ariane ist seit drei Jahren Teil des Aufsichtsrats des Familienunternehmens. Sie hat den Platz auf Wunsch ihres Vaters eingenommen, der als CEO das Unternehmen erfolgreich führt. Sie hat ihre Rolle noch nicht wirklich gefunden und hadert mit dem Auftrag des Vaters, als Familienvertreterin im Aufsichtsrat zu agieren. Vielmehr hat sie in den letzten beiden Jahren sehr klare eigene Vorstellungen entwickelt, wie Familie und Unternehmen gut miteinander interagieren können und will diese Impulse dem Senior präsentieren. 

Im Coaching stellt sie die Frage, wie sie ihren Vater von ihren Themen überzeugen kann. Und schon während sie davon berichtet ist spürbar, wie ihr Energielevel sinkt. Sie wirkt klein und eingeschüchtert – eine sonst so starke Frau, Mutter und intelligente Person! 

Im laufenden Coaching wird deutlich, dass sie fast ausschließlich aus der Tochterrolle heraus agiert und versucht, es ihrem Vater Recht zu machen. Es fallen Sätze wie „Das kann ich nicht von ihm verlangen“, „Wenn ich damit komme, fühle ich mich undankbar“. Als Ariane dies erkennt, ist sie bereit für neue Impulse, um ihre Rollen aktiv auszugestalten.

Coaching-Impulse
  • Sie reflektiert ihre Rollenvielfalt
    Sie überlegt, welche Rollen sie in ihrem Leben und im Unternehmen (z.B. Tochter, Aufsichtsratsmitglied, Mutter, Partnerin) einnimmt, notiert sich die verschiedenen Rollen und reflektiert, welche Aufgaben und Erwartungen mit jeder Rolle verbunden sind. 
  • Sie beginnt, bewusst die verschiedenen Rollen zu trennen
    Sie fragt sich, wie sich die Rolle als Tochter von der Rolle als Aufsichtsratsmitglied unterscheidet. Sie visualisiert eine typische Sitzung im Aufsichtsrat und stellt sich vor, dort als professionelle Beraterin zu sitzen, nicht als Tochter und erkennt die unterschiedlichen Herangehensweisen.
  • Sie überprüft ihre Glaubenssätze
    Sie reflektiert, welche inneren Überzeugungen ihr Handeln beeinflussen. Z.B. „Ich muss meinem Vater gefallen“ oder „Ich darf meine Meinung nicht offen äußern“. Sie Identifiziert negative Glaubenssätze und formuliert positive, stärkende Alternativen. Zum Beispiel: „Meine Meinung ist wertvoll und trägt zum Erfolg des Unternehmens bei.“
  • Sie klärt eigene Werte und Ziele
    Sie ergründet, welche Werte ihr wichtig sind in der Rolle als Aufsichtsratsmitglied und wie sie als Vertreterin der Familie im Unternehmen agieren will. Sie definiert klare Ziele für ihre Rolle im Aufsichtsrat, zum Beispiel, was sie in den nächsten sechs Monaten erreichen will.
  • Sie stärkt ihr Selbstvertrauen, in dem sie auch kleine Erfolge wahrnimmt 
    Sie überlegt sich, was kleine, aber bedeutende Schritte sein könnten, die sie unternehmen kann, um die Position im Aufsichtsrat zu festigen. Sie setzt sich kleine, erreichbare Ziele, die ihr helfen, Selbstvertrauen in der Rolle zu gewinnen, zum Beispiel in einer Sitzung einen Punkt aktiv einzubringen und zu unterstützen.
  • Sie aktiviert ihre Ressourcen
    Sie fragt sich, welche inneren Ressourcen (z.B. Mut, Intuition) und externen Ressourcen (z.B. Netzwerk, Mentoren, Coaching) sie nutzen kann, um ihre Ziele zu erreichen. Dafür stellt sie sich ihr inneres Team, bestehend aus verschiedenen Stärken und Fähigkeiten, vor. Und überlegt, wie diese ihr helfen können, in einer herausfordernden Situation sicher aufzutreten.
  • Sie bereitet sich aktiv auf Gespräche vor
    Sie nimmt sich vor, sich auf die Gespräche mit ihrem Vater so vorzubereiten, dass sie selbstbewusst und authentisch ihre Sichtweisen darlegen kann. Sie spielt das Gespräch in einem Rollenspiel durch und findet dadurch Formulierungen, die ihre Position klar, aber respektvoll kommunizieren.
  • Sie nutzt Feedback als Lernmöglichkeit
    Sie reflektiert, wie sie auf Feedback reagiert, insbesondere wenn es von Ihrem Vater kommt. Nach jedem Gespräch nimmt sie sich nun Zeit, um Feedback zu reflektieren und daraus zu lernen und es für die Weiterentwicklung ihrer Rolle zu nutzen.
  • Sie übt die gewünschten Rolle
    Sie überlegt sich, wie eine selbstsichere und professionelle Vertreterin der Familie im Aufsichtsrat auftreten, sprechen und handeln würde. Sie nutzt körperliche Übungen, um das Gefühl dieser Rolle zu verstärken. Z.B. gerade Haltung einnehmen, tief atmen und in den Spiegel schauen, während sie ihre Meinung vertritt. 

Die Zusammenarbeit mit Familienmitgliedern im Unternehmen oder einem Gremium des Familienunternehmens erfordert viel Selbstführung und bewusstes Handeln. Je intensiver du dich mit der Ausgestaltung deiner Rollen beschäftigst, desto klarer kannst du deine Position vertreten und desto besser wird dir die Kommunikation gelingen. 

 

Du möchtest deine Rollen bewusst klären und suchst dabei Unterstützung? Ich begleite dich gern dabei. Hier kannst du Kontakt aufnehmen.