Nachfolgeprozesse in Familienunternehmen verlaufen selten reibungslos. Es entstehen Konflikte zwischen den Generationen und auch innerhalb der Geschwisterbeziehungen. Das fühlt sich für die meisten Familienunternehmer beunruhigend an, denn schließlich steht viel auf dem Spiel. Doch es ist wichtig zu verstehen: Streit in diesem Zusammenhang ist völlig „normal“ und in vielerlei Hinsicht sogar verständlich. Denn geht um die komplexe Verflechtung von emotionalen, familiären und unternehmerischen Dynamiken. 

Um das besser nachvollziehen zu können, lohnt sich ein Blick auf das sogenannte Drei-Kreise-Modell, das die besonderen Herausforderungen in Familienunternehmen erklärt.

Drei Systeme: Unternehmen, Familie, Eigentum

Das Drei-Kreise-Modell stellt die drei zentralen Bereiche dar, die in Familienunternehmen immer gleichzeitig präsent sind:

  • Das Unternehmen: Hier geht es um die operative Führung des Unternehmens, Geschäftsmodelle, Entscheidungsprozesse und das alltägliche Management.
  • Die Familie: Die emotionale und persönliche Ebene, in der es um familiäre Bindungen, Erwartungen, Rollen und individuelle Bedürfnisse geht.
  • Das Eigentum: Die Gesellschafterebene, auf der es um die Verteilung von Anteilen, Stimmrechten und den Einfluss auf das Unternehmen geht.

Diese drei Bereiche überschneiden sich und bringen unterschiedliche Interessen, Erwartungen und Verantwortungen mit sich. Im Fall einer Unternehmensnachfolge treffen diese Interessen aufeinander. Das macht es nachvollziehbar, dass Spannungen und Konflikte entstehen können – sowohl zwischen den Generationen als auch unter den Geschwistern.

Warum Konflikte „normal“ sind

In einem Familienunternehmen sind die Beteiligten selten nur in einer Rolle aktiv. Ein Sohn oder eine Tochter, die das Unternehmen übernehmen, sind nicht nur Nachfolger oder Geschäftsführer, sondern auch Kinder ihrer Eltern, Miteigentümer oder Geschwister. Das bedeutet, dass jede Entscheidung, jede Meinungsverschiedenheit auf mehreren Ebenen stattfindet.

  • Zwischen den Generationen: Die ältere Generation hat über Jahrzehnte das Unternehmen aufgebaut und geprägt. Die jüngere Generation bringt hingegen neue Ideen und den Wunsch nach Veränderung mit. Die älteren Unternehmer könnten Angst vor dem Verlust von Kontrolle haben, während die Jüngeren sich eingeschränkt fühlen.
  • Zwischen Geschwistern: Hier geht es um die Frage der Gerechtigkeit. Wer bekommt welche Verantwortung? Wer übernimmt welche Anteile? Die Rollen, die Geschwister in der Familie gespielt haben, können Konflikte auch auf die geschäftliche Ebene übertragen.
Wie Familien lernen können, mit Streit umzugehen

Konflikte sind also nicht das eigentliche Problem – vielmehr geht es darum, wie die Familie mit diesen Spannungen umgeht. In meinen Coachings können Familien dies erlernen:

1. Offene und regelmäßige Kommunikation: Einer der wichtigsten Schritte im Umgang mit Konflikten ist eine offene und transparente Kommunikation. Regelmäßige Familien- und/oder Gesellschaftertreffen und Meetings auf Führungsebene bieten Raum, um Wünsche, Sorgen und Erwartungen klar zu äußern, bevor sie zu größeren Problemen führen.

2. Klare Rollen: Eine präzise Trennung der drei Ebenen – Unternehmen, Familie und Eigentum – hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Jeder in der Familie sollte wissen, welche Rolle er oder sie in welchem Bereich spielt und wie er oder sie diese Rolle ausgestalten will. Klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten schaffen Struktur und reduzieren Unsicherheiten.

3. Emotionale Intelligenz entwickeln: Ein besseres Verständnis für die Emotionen und Beweggründe der anderen Familienmitglieder kann helfen, Spannungen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Es geht darum, die eigenen Reaktionen zu reflektieren und Empathie für die Perspektive der anderen Beteiligten zu entwickeln.

4. Dialogkompetenz entwickeln: Die Fähigkeit, in Gesprächen offen, respektvoll und konstruktiv zu kommunizieren mit dem Ziel, nicht nur Informationen auszutauschen, sondern ein tieferes gegenseitiges Verständnis zu schaffen, Missverständnisse zu vermeiden und kreative Lösungen in einem Gesprächsprozess zu entwickeln. Sie beinhaltet aktives Zuhören, das Verstehen verschiedener Perspektiven, das Stellen von Fragen und das Geben von ehrlichem Feedback. 

5. Gemeinsam an Lösungen arbeiten: Nachfolge sollte nicht als Machtübergabe betrachtet werden, sondern als gemeinsame Reise. Wenn Nachfolge zum Familienthema wird können beide Generationen wertvolle Beiträge leisten, und der Austausch dieser Perspektiven kann Familie und Unternehmen stärken.

Konflikte als Chance nutzen

Streit bei der Nachfolge im Familienunternehmen ist völlig normal – und sollte nicht als Scheitern angesehen werden. Vielmehr liegt in diesen Konflikten eine Chance: Sie bieten die Möglichkeit, das Unternehmen und die Familie gemeinsam weiterzuentwickeln.

Infos zu meinen Coachings und Workshops: Angebote

Infos zum Drei-Kreise-Modell: WIFU

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